Montag, 26. Februar 2007

Kapitel 2



Dieser GRAL aber, den der Mann hütete, hatte seine eigene Geschichte. Wie er in seinen Besitz gekommen war, wusste keiner genau zu sagen. Der Schatz war wohl schon im Anfang aller Welten da, vom Allschöpfer selbst benutzt, um die ersten Menschen zu formen. Man wusste von ihm im alten Mesopotamien, auch in Ägypten - immer unter anderem Namen - , auch eine Insel, Atlantis genannt, soll Kunde von ihm gehabt haben. Dann kam er wohl, auf welchen Wegen auch immer, in den Norden... Vielleicht war er auch überall zugleich, denn als in Golgatha Gottes Sohn an das Kreuz geschlagen wurde, soll die erste Christengemeinde das Heilige Blut des Herrn darin aufbewahrt haben. Ein alter Dichter namens Robert de Boron erzählt weiter, dass er danach wieder nach Europa gekommen sei, wo ihn der edelste und reinste Ritter aus der Runde des großen Königs Artus behütete ...
Viele Dichter haben Kunde davon gegeben, und bis in unsere Tage weiß man nur, dass er zuletzt in der Obhut von Parzifals Sohn Lohangerin und dem Sohn seines Halbbruders Feirefiz gewesen sei. Letzterer habe ihn wieder mit in den Orient genommen, von wo aber nie wieder eine Kunde gekommen sei. Er muss aber noch in der Welt weilen, denn immer noch sucht das Böse nach ihm und immer wieder geschehen Wunder ...
Und immer noch wartete der alte Wurzelstock in einer versteckten und verträumten Bucht des Nordmeeres auf seine Erlösung. Viele Jungfrauen haben es schon versucht, aber noch keiner ist es bisher gelungen, den Bann zu lösen. Sie kamen aus allen Teilen der Welt; zu Fuß über das Land, mit Wagen und allerlei Gefährt; durch die Luft mit sagenhaften und modernen Teppichen, Ballons und Fliegern; die meisten aber kamen über das Wasser, um den Mann zu erlösen. Man sagt, dass alle die, denen es nicht gelang, die Erlösungstat zu vollbringen, Tränen vergossen - Tränen der Trauer – die, wenn sie in das Meer fielen, zu goldgelben Steinchen wurden. Diese Steinchen lassen sich heute noch finden, wenn der Sturm das Meer erzürnt hat und die Wogen wild auf den Strand peitschen...

Keine Kommentare: